Diamant Modell 68 "Das leichte Sport-Rad"

Vor 2 Jahren erreichte mich die Nachricht, dass in Volksdorf ein Fahrradhändler sein Geschäft aufgibt und alle Restbestände verkauft werden sollen. Im Keller des Ladens stand ein mit Ofenbronze lackiertes Rad (inkl. lackierter Reifen), welches seine besten Tage lange hinter sich hatte. Es diente die letzten Jahre als sog. “Gutschein-Fahrrad” und wurde Kunden symbolisch z.B. unter den Weihnachtsbaum gestellt, wenn sich die Lieferung des neu bestellten Fahrrads verzögerte. Nachdem ich Herrn Prager versprochen hatte, mich gut um das Rad zu kümmern, durfte ich es mitnehmen. So fing die Geschichte an….

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unter der dicken Bronzeschicht kommen Reste des wunderschönen hellblau/grauen Original-Lacks zum Vorschein…

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Die Diamantwerke hatten ihre Rahmen doch tatsächlich vor dem Lackieren grundiert, was in den 40er Jahren nicht häufig der Fall war. Bei vielen anderen Herstellern wurde der Lack direkt auf den blanken Stahl lackiert, was natürlich nicht besonders haltbar war.

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Am Unterrohr erscheinen Reste vom alten Schriftzug…..  Leider ist der Lack zu schlecht vom Zustand um ihn zu erhalten. Schade, also heißt es vorsichtig den Lack per Hand abzuschleifen, und dann mit einer neuen Lackierung zu starten.

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Der Stahl ist in erstaunlich gutem Zustand. Dank der wiederentdeckten Rahmennummer weiß ich jetzt, dass das Rad 1940 die Diamant-Werke in Siegmar-Schönau (Sachsen) verlassen hatte.

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Frisch grundiert…

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Die Gabel ist vom Verchromen zurück.

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Jetzt sieht der Gabelkopf wieder aus wie neu :-)) Vor dem Lackieren wird der untere Teil der Gabel leicht angeschliffen.

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Mein Lackierermeister Herr Jensen aus Steilshoop hat den originalen Farbton genau getroffen. “Vielen Dank Herr Jensen!”

Dann wird der Strahlenkopf abgeklebt, und es folgt die Lackierung in hell/Elfenbein.

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Hier hat Niko Boer mit seiner Airbrush-Pistole ganze Arbeit geleistet. Danke Niko, für deine Geduld mit mir ;-)).

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Langsam nimmt alles wieder Form an, die neuen Schriftzüge gibt es zum Glück als Reproduktion…

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Gestern kam endlich das lang ersehnte Paket aus Ghisallo in Italien. Ich wollte immer schon ein Rad mit Holzfelgen fahren, jetzt endlich geht es los.

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Danke Ulrich, dass du wieder mal die “Feinzentrierung” übernommen hast, nächstes Mal mache ich das selbst, versprochen ;-)).

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Jetzt kann die Technik überholt werden.

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Das Tretlager “bekommt sein Fett weg”

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Einsetzen des Tretlagers mit Helmöler, auch hier immer schön viel fetten. Der Rest kommt in die Haare :-))

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Eine neue Kette gibt es natürlich auch. Hier kommt eine Helmburg-Kette (new old stock) zum Einsatz.

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So langsam wird ein Fahrrad draus.

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Der Vorderrad-Stempelbremse (im Volksmund auch verächtlich Kackeschieber genannt) fehlte die Schraube mit Bowdenzug-Führung. Also fix eine passende Schraube dafür angepasst.

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Den passenden Lenker hab ich bei Uwe Just “ausgegraben”. Das Fahrrad, von dem er stammte, muß über 70 Jahre alt gewesen sein. Woher ich das weiß? Ganz einfach: Das ließ sich an den einzelnen Lagen des Lenkerbands ablesen, für jedes Jahr eine Lage Lenkerband……                                                                                                 Und jetzt, einfach ein paar Stimmungsbilder .

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 "Art Deco" Steuerkopfschild

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 Gefiederter Strahlenkopf mit Holzfelgen

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Dank auch noch mal an Frank für die Erstellung der Decals am PC.

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Renn-Torpedo mit Flügelmuttern

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 Übersetzung 48/16

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Et voila. Bei Zeiten mache ich noch ein Bild vor weißem Hintergrund. Kurz nochmal die Daten: Hersteller: Diamant, Modell 68, “das leichte Sportrad”, Baujahr 1940, gemuffter Rahmen aus Nahtlos gezogenem Chrom/Nickel-Stahlrohr, Felgen aus Buchenholz Ghisallo/Italien, Bereifung Draht 700x28C, Sattel Brooks B 17 selected mit handgehämmerten Kupfernieten, Renntorpedo mit Rücktrittbremse von 1940, Helmburg-Kette, Rennradlenker mit weißem Baumwoll-Lenkerband und Kork-Endstopfen, Vorbau aus Stahl verchromt, Übersetzung 48/16. Fachleute wissen, dass dieses Rad ursprünglich mit 26" Bereifung das Werk verlassen hat. Viele Fahrer hatten es sich jedoch schon seinerzeit auf 28" Bereifung umgerüstet, und ich finde es durchaus “zeitgemäß” es heute wieder so zu fahren. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Beteiligten und besonders an meine Frau für ihre endlose Geduld….!                                                                                                                                                                                                                                          Hamburg, den 29.11.2015 / Nico