400km-Brevet ARA Hamburg, 8./9. Mai 2015

Gestern ging es weiter mit dem nächsten, abermals um einiges längeren Brevet der Audax Randonneurs Allemagne (ARA) Hamburg. Oder genauer gesagt: vorgestern ging es weiter. Denn der „400er“ startete bereits am Freitag um 22.00 Uhr. Anstatt uns morgens aus den Betten quälen zu müssen, konnten wir also mehr oder minder entspannt abends losfahren; allerdings mit dem kleinen Nachteil, dass die Nacht durchgefahren werden musste. Das Radfahren in der Nacht hat einen ganz eigenen Charakter. Weil auf den richtigen langen Brevets, den „Super-Brevets“ wie Paris-Brest-Paris auch etliche Kilometer in der Nacht abgespult werden müssen, kann es nicht schaden, dies vorher bereits zu praktizieren, dachten sich die Veranstalter Claus und Hanno.

Auf dem Hinweg machten Lars B. und ich einen großen Bogen um die Ausläufer des Hafengeburtstages und trudelten rechtzeitig im Treffpunkt in Rothenburgsort ein. Dort meldeten wir uns schnell an, begrüßten einige bekannte Gesichter und dann ging es auch schon los. Bereits nach wenigen Minuten entdeckte ich dann eine böse Überraschung. Die Akkus von meiner „Haupt“-Lampe waren so gut wie leer. Am Vortag hatte ich sie in der Lampe aufgeladen und auch das Symbol für den vollständigen Ladevorgang entdeckt, doch irgendetwas scheint da nicht funktioniert zu haben. Ich hatte zwar noch eine zweite Vorderlampe und eine Helmleuchte an Bord, trotzdem beunruhigte mich diese Neuigkeit. Viel Zeit und Ruhe zum Grübeln hatte ich aber nicht, denn der Weg raus aus der Stadt war im Pulk eng und anstrengend zu fahren, dunkel war es zudem auch noch.

Irgendwann wurden dann die Straßen breiter und es allgemein ruhiger. Wir fuhren Richtung Osten über Stemwarde, um dann nach Norden zu drehen. Die erste Kontrolle lag in Eutin nach etwas mehr als 100 Kilometern. Bis dahin fuhren wir in einer größeren Gruppe, die Straße war deshalb zumeist gut ausgeleuchtet. Wir passierten jedoch einige schmalere Wege mit Anstiegen und Abfahrten, bei denen sich die Gruppe auseinander zog.

Weiter ging es in Richtung Fehmarn. Das Wetter war nicht wirklich ideal, ein leichter Regen war unser ständiger Begleiter. Als wir die Fehmarnsund-Brücke passierten kam uns bereits eine Gruppe  entgegen. In dieser befand sich auch Lars. Sie waren uns bereits zehn Kilometer voraus. In Burg auf Fehmarn versuchten wir dann verzweifelt einen Stempel zu ergattern. Hier konnte die Kontrollstelle frei gewählt werden, was in einem Ort wie Burg um 5.00 Uhr morgens gleichwohl ein nicht ganz leichtes Unterfangen darstellt. Zwei Polizisten verweigerten einen Stempel, sie hätten gerade einen Einsatz, vermutlich der einzige in dem gesamten Halbjahr. Das war natürlich Pech für uns. So ging es als in der kopfsteingepflasterten Hauptstraße (?) hin und her und her und hin, bis wir endlich eine  nette Dame in einer noch geschlossenen Bäckerei irgendwie überzeugen konnten, uns allen den so dringlich gewünschten Stempel mitzugeben.

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Kurz danach begann es zu dämmern und ich begann aufzuatmen. Mir war jetzt aber recht kalt, aber wie so oft im Leben: immer wenn man einmal – ausnahmsweise – einen Hügel benötigt, dann ist keiner da. Ein Gesetz, das in Norddeutschland noch einmal weiter verbreitet ist als in südlicheren Gefilden.

In Heiligenhafen machten wir gegen ca. 3 Uhr Rast in einer Tankstelle, die auf Randonneure in der Nacht eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausüben, fast schon wie die Motten zum Licht. Wir machten es uns in der Tanke gemütlich, so weit dies möglich war, obwohl hier gar keine Kontrollstelle war. Die folgte etwas später in Oldenburg. Schön war dann der Moment als wir die Ostsee erreichten und an dieser bis Timmendorfer Strand entlang fuhren. Auch hier war wieder freie Stempelwahl, was dieses Mal deutlicher leichter ausfiel.

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Mit der Fähre ging es auf den Priwall rein nach Mecklenburg. Unsere Gruppe fiel mit ca. 15 Leuten recht große aus. Entsprechend häufig folgten Stopps, sei es zum Flicken, Pinkeln, Regenjacke anziehen, Sachen ausziehen etc.

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Kurz hinter Rehna machten wir die „300“ voll. Ich fühlte mich eigentlich ganz gut und dann auf den letzten 100 Kilometern teilweise sogar für mich selber überraschend recht fit. Die zwischenzeitlichen Sonnenstrahlen und die Wärme tat sehr gut. Vor allem waren es aber auch die schöne Wege, die wir fahren durfte, die mir trotz der latenten Müdigkeit viel Spaß machten.

In Möln trennte sich unsere Gruppe. Einige andere und ich auch wollten sofort weiter und nicht schon wieder eine längere Pause machen. So ging es also dann mit sechs Leuten Richtung Hamburg. Über Escheburg ging es nach Börnsen, der letzten Kontrollstelle. Es wurde jetzt richtig warm, was nach dem Regen und der nächtlichen und frühmorgendlichen Kälte sehr angenehm war. An der Reitbrooker Mühle benutzten wir die Kontrollzange und ließen es dann bis zum Ziel in Rothenburgsort ruhig ausrollen. In der letzten Gruppe fuhr auch ein Lars aus Altona mit. Wäre Lars B. auch dabei gewesen, der zu dem Zeitpunkt natürlich schon längst wieder zu Hause weilte, wären wir sogar bei sieben Personen drei Larse aus Altona gewesen, was vermutlich jegliche Wahrscheinlichkeitsrechnung gesprengt hätte.

Danke an die Mitfahrer, Lars & Co., für die schöne Tour, es hat Spaß mit Euch gemacht. Vielen Dank vor allem auch an Claus und Hanno für die tolle Strecke.

Die Nacht ist nicht nur zum schlafen da – auch Radfahren lässt sich nachts ganz gut.

Hamburg, den 10. Mai 2015 / Lars A.