Streckeninspektion Haderslev-Hamburg

Haderslev-Hamburg, das Radrennen, welches seit über 100 Jahren im Dornröschenschlaf liegt, soll im September vom ABC wieder ins Leben gerufen werden.

Doch bevor man die hoffentlich zahlreichen Teilnehmer auf die Strecke schicken kann, sollte die Strecke vorher abgefahren werden, um die Fahrer gesund und zufrieden nach Hamburg zu lotsen.

Was lag da näher, als den Dänemark-Urlaub dafür zu nutzen, um auf dem Rückweg dieses zu tun.

Lars A. und Stefan wollten eigentlich auch mitfahren. Da die Wetteraussichten für diesen Tag Regen und Temperaturen unter 10 Grad prophezeiten, entschieden sie sich klugerweise dagegen. Stur wie ich bin, ignorierte ich diese Bedingungen, und sollte dafür meinen Preis zahlen.

Dänemark ist zwar klein, trotzdem waren es 75 km Anreise um von Haderslev aus zu starten.

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Glücklicherweise blies ein kräftiger Rückenwind, der ab Haderslev leider mehr von der Seite und von vorne ein weiteres, schnelles Dahinrollen unterbinden sollte.

Morgens um acht fuhr ich dann ab Hadersleben, wie es auf deutsch heißt, durch eine hügelige, einer Modelleisenbahn ähnlichen Landschaft gen Süden. Bereits nach wenigen Kilometern setzte ein leichter Sprühregen ein, der ab nun mein ständiger Begleiter sein sollte.

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Leider waren meine Beine an diesem Tag noch schlechter als das Wetter, was die Aussichten für den Rest des Tages trübte. Ob es an dem 400er Brevet eine Woche zuvor lag oder an der fettigen, belgischen Leibspeise, welche ich mir am Abend zuvor gönnte und welche auch die Dänen nicht verachten, weiß ich nicht.

So sank das Tempo und meine Laune. Demut musste einkehren um zu akzeptieren, dass es noch viele Stunden so weitergehen sollte.

Ab Abenraade ging es an einer Bundesstraße immer geradeaus. Zum Glück verläuft parallel die Autobahn, so dass der Verkehr nicht wirklich störte.

Kurz nach der Grenze erreichte ich Harrislee, wo ich in einer Bäckerei eine Pause einlegte. Die Ausläufer von Flensburg störten kurzzeitig mit mehr Verkehr, bevor ich wieder ruhigeres Fahrwasser fand.

Die nächsten Stunden wurden dann sogar so ruhig, dass ich ich keine Tankstelle oder ähnliches fand, um mich zu verpflegen. Erst in Hohn wurde ich fündig, wo ich meine fast leere Trinkblase bis zum Anschlag füllte. Weiter ging es in ruhiger Natur, die Wirtschaftswege waren praktisch autofrei.

Erst in der Peripherie von Hamburg wurde ich wieder aus meiner Ruhe gerissen.

Über Quickborn, welches ich nicht „quick“ eher „slow“ durchquerte, ging es über Rellingen nach Hamburg.

Eigentlich wollte ich noch einen Abstecher zur Radbahn in Stellingen machen, wo wir in meinen Träumen im September ähnlich wie bei Paris-Roubaix noch eine Runde drehen werden. Jedoch entschied ich mich dafür, die fahrradfeindliche Kieler Straße als Abkürzung zu nutzen, da aus dem Nieselregen ein kräftiger Schauer wurde und die 250km ab Haderslev schon zu Buche standen.

Wahrscheinlich bin ich nun das erste ABC-Mitglied seit über 100 Jahren, welches diese Strecke unter die Räder nahm. Und wahrscheinlich auch der Langsamste seit Bestehen.

Dreimal verlief die Strecke über nicht asphaltierte Abschnitte, so sollte am Streckenverlauf noch etwas gefeilt werden. Aber bis September ist ja noch etwas Zeit.

Hamburg, den 18. Mai 2015 / Lars B.