150 Ausflüge in Hamburgs Umgebung (1912/13)

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150 Ausflüge in Hamburgs Umgebung und in die Lüneburger Heide. Mit 23 Karten. [MitTipps für Radfahrer von Gregers Nissen], 17. Aufl., Hamburg 1912/13: Verlagsanstalt und Druckerei-Gesellschaft (Richters Reiseführer).

Von Lars Amenda

Wozu in die Ferne schweifen? Das dachten mit Blick auf die Hamburger Bevölkerung auch die Herausgeber von „Richters Reiseführer“ und veröffentlichten um die Jahrhundertwende „150 Ausflüge in Hamburgs Umgebung und in die Lüneburger Heide“. Die vorliegende 17. Auflage zeugt von der großen Popularität des Buches, für das Gregers Nissen die Radfahrer-Tipps beisteuerte (was auf der Titelseite dieser Auflage jedoch nicht erwähnt wird). Der Führer beinhaltet, dem Erfolgsrezept der Reihe folgend, detaillierte Tourenvorschläge, historische Hintergründe, Informationen über Gaststätten und Hotels, wunderschönes Kartenmaterial, ein Ortsverzeichnis und zahlreiche Werbeanzeigen.

Die Touren führen nach Blankenese, Itzehoe, Bad Bramstedt, Lübeck, Travemünde, Ratzeburg, Mölln, Friedrichsruh, Lauenburg, Geesthacht, Helgoland, Cuxhaven, Wilseder Berg, Fallingbostel, Lüneburg, Hitzacker, usw. usf.

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Die allerste Tour geht nach Blankenese und bildet damit das herausragende Prunkstück der Naherholung im Hamburger Umland im frühen 20. Jahrhundert. Empfohlen wird eine Dampfertour von den Landungsbrücken nach Blankenese und ein Fußmarsch zurück nach Altona.

Für Radfahrer. Schönste Strecke die Elbchaussee. Altona-Blankenese 10,9 km, Wedel 21,3 km. Lohnend wenn man beim Bahnhof Blankenese links abzweigt zum Süllberg (Wegweiser); von hier hinab durch die schönste Schlucht zum Falkental, dann am Strande entlang über Wittenbergen nach Schulau und Wedel. Etwas beschwerlich.“ (S. 1)

Über die wortgewandt gelobte Hansestadt Lübeck erfahren wir: „Für heimische Radfahrer Nummernzwang; Fremde passieren unbehelligt. Gute Radfahrwege, durch Schilder kenntlich. Beliebte Spazierfahrten nach Schwartau (hin und zurück 15,0 km) oder in den schönen Israelsdorfer Wald.“ (S. 26)

Auch manch ungewöhnliche Information ist zu entnehmen. Über die Vierlande, bei der Tour von Moorfleth nach Allermöhe und Curslack, heißt es beispielsweise: „Sämtliche Deiche sind für Autos und Motorräder gesperrt!“ (S. 49) Oder über die heutige Tatenberger Schleuse: „Radfahrer haben für Passieren der Tatenberger Brücke 8 Pf. Brückengeld zu entrichten.“ (S. 50)

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Empfohlen wird auch der Sprung über die Elbe, nicht zuletzt um die Perspektive zu verändern: „Finkenwärder bietet dem Naturfreund manche Anregung. Prächtige Aussichten vom östlichen und westlichen Norderelbdeich auf das jenseitige Ufer. Ebenso schön ist die Aussicht auf Blankenese und das hinter Blankenese liegende Elbufer vom Westerdeich aus.“ (S. 61)

Die Lüneburger Heide wird Wanderern und auch Radfahrern angepriesen: „Das ganze Gebiet der Zentralheide eignet sich auch für Touren mit dem Fahrrade, da zahlreiche Radfahrwege durch die Heide führen, Z. B. von Schneverdingen zum Wilseder Berg und von diesem wieder nach allen Richtungen.“ (S. 79)

Teilweise werden Radfahrer vor schlechten Straßen gewarnt, so lautet es über die Tour „Hamburg-Bardowieck-Lüneburg“: „Der Weg über Wilhelmsburg, Harburg, Winsen nach Lüneburg ist nicht zu empfehlen, da größtenteils schlechtes Pflaster. Man fährt am besten über Bergedorf (17,3 km), Geesthacht (31,3 km) Elbfähre bei Artlenburg (44,1 km) nach Lüneburg (60,5 km), Lüneburg-Bardowieck (6,2 km). Interessante Rückfahrt durch die Hohe Heide über Soltau (51,8 km) nach Hamburg 112,2 km). Dampfer nach Hamburg.“ (S. 92)

Der Führer „150 Ausflüge“ bietet eine wahrlich erschlagende Fülle an Informationen; Tipps für Radfahrer tauchen regelmäßig auf, sind aber vergleichsweise spärlich.

Das Buch schließt mit zahlreichen Anzeigen für Gastätten und Hotels.

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Hamburg, den 3. März 2015