1960er und 1970er Jahre lautet das Thema der diesjährigen Altonaer Bicycle Days, veranstaltet vom Altonaer Bicycle-Club von 1869/80 und dem HausDrei. Zu sehen gibt es eine Fahrrad-Ausstellung mit Bonanza-Rädern, Klapprädern, Alltags- und Rennrädern und weiteren Exponaten. Damit wollen wir auf Zeitreise gehen in eine Epoche, in der das Auto bereits massenhaft verbreitet war und das gute alte Fahrrad zunehmend ein Schattendasein fristete. Aber natürlich nicht bei uns: Es wird viel viel Chrom und Zeittypisches zu besichtigen geben. Dieses Mal soll es wieder eine Mitmach-Ausstellung werden: Kommt gerne mit Euren Rädern vorbei und reiht diese in die Ausstellung ein. Falls kein passendes Modell vorhanden sein sollte, kein Problem, vielleicht kennt Ihr ja jemanden …
Bei (halbswegs) gutem Wetter wird die Ausstellung Open Air im August-Lütgens-Park aufgestellt werden, ansonsten wird sie wie in den Jahren zuvor im Saal (1. Stock) präsentiert werden. Am Sonntag (30. Juni) findet zudem der Fahrrad-Flohmarkt vor dem HausDrei statt (Infos u. Anmeldung: t1p.de/b6wjz; fahrradmarkt [at] web.de).
8. Altonaer Bicycle Days, 29. und 30. Juni 2024 / 12–18 Uhr / Eintritt frei / Kontakt: info [at] altonaer-bicycle-club.de
Allem voran zwei Worte, die den Kenner im Zusammenhang mit
klassischen Rennrädern in Angst und Schrecken versetzen: „Pulverbeschichtung“
und „Zweibeinständer“. Wer sich jetzt noch traut, weiterzulesen, erfährt hier
wie mit Johannes’ Hilfe aus einem rostigen Bridgestone RB-2 Rahmen von 1991 eine
sehr persönliche Randonneuse wurde.
Ich hatte das Rad günstig im Internet gekauft. Keiner wollte
es angesichts seines Zustandes haben, und ich konnte mir sicher sein, dass es
mir passt, da ich bereits ein RB-1 und ein RB-T aus demselben Baujahr besaß.
Das Ziel war ein Umbau auf kleinere Laufräder (650B), um Schutzbleche
und breitere Reifen zu ermöglichen. „Könnten Sie mir passende Canti-Sockel
besorgen und anlöten?“ lautete die Frage in meiner ersten Mail an den Rahmenbauer
Johannes Steil. Seine Antwort: „Ja, der kann gut Cantilever-Bremsen
vertragen, 650B sind auch eine prima Sache.“
Wenn wir schon dabei waren, sollten es dann auch gleich noch
Ösen für Schutzbleche und diverse Gepäckträgeroptionen sein, außerdem benötigte
ich eine Pletscherplatte hinter dem Tretlager für den besagten Zweibeinständer und
hatte so eine vage Idee für ein selbstgebasteltes Rücklicht, welches ich am
Sitzrohr montieren wollte.
Johannes hat mir freundlicherweise alles drangelötet (ausgerechnet
die Canti-Sockel passten allerdings am Ende geometrisch gar nicht an den Rahmen). Das Ergebnis
der ganzen Aktion ist mein RB-2 Spezial und eine Freundschaft unter Fahrradenthusiasten.
HAMBURGER
FAHRRADMARKEN lautet das diesjährige Thema der Altonaer Bicycle
Days. Im HausDrei (1. Stock) wird eine AUSSTELLUNG
historischer
Fahrräder aus Hamburg zu sehen sein. Rare Stücke wie ein
Hochrad,
alte Rennräder und Alltägsräder können aus nächster Nähe
begutachtet werden.
ÖFFNUNGSZEITEN:
Freitag
(2. Juni) um 18.00 Uhr ist
Eröffnung.
Sonnabend und Sonntag
(3. und 4. Juni) ist
die
Ausstellung jeweils von
10.00-18.00 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei.
BUCHVORSTELLUNG:
Zeitgleich
erscheint ein umfangreiches Buch über die Geschichte Hamburger
Fahrradmarken,
das
vor Ort erworben
werden kann.
Der
FAHRRADFLOHMARKT
vor dem HausDrei wird am Sonnabend (3. Juni,
10.00-15.00
Uhr)
stattfinden. Konditionen:
3 EUR pro Fahrrad, 7
EUR pro Meter, Aufbau ab 9.00 Uhr,
Anmeldung
unter fahrradmarkt AT web.de.
“No Pasaran” steht über dem bekannten Altonaer Haus und soll hier für die potentiellen Einbrecher gelten. Auch Punks haben offensichtlich ein Sicherheitsbedürfnis.
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause finden sie wieder statt: die
ALTONAER BICYCLE DAYS. Veranstaltet vom Altonaer Bicycle.Club von
1869/80 und dem HausDrei.
Es gibt:
– Saal-Ausstellung
mit dem Thema: SPEZIAL – besondere Fahrräder (21./22. Mai)
–
Mitmach-Ausstellung im August-Lütgens-Park – kommt gerne mit Euren Rädern vorbei, ob SPEZIELL oder auch nicht (21./22. Mai)
– Fahrradflohmarkt
vor dem HausDrei (nur am Sonnabend, den 21. Mai, 12-16 Uhr, mehr Infos HIER, Anmeldung unter: fahrradmarkt [AT] web.de)
Vor ca. 2Jahren erwarb ich auf dem Flohmarkt dieses Bäckerrad der Marke Tornado. Die Firma war ein Hamburger Fahrradhersteller. Obwohl es in einem erbärmlichen Zustand war (vermutlich durfte es in seinem langen Leben nie regengeschützt stehen), versprühte es sehr viel Charme. Mit viel Aufwand wurde das Rad restauriert ohne die schöne Patina zu zerstören.
Technisch ist es topfit und bis auf ein paar Schrauben, Muttern, Kugellagerkugeln und neuen Schläuchen, ist alles original. Die Reling des Gepäckträgers fehlt, vielleicht hat jemand ja noch sowas rumliegen? Vielen Dank an Ulrich, Cornelius, Bert und Nico, die sehr geholfen haben.
Das Tornado darf jetzt endlich in einem trockenen Schuppen wohnen und steht für ABC-Ausfahrten bei gutem Wetter oder als Bücherstand o.ä. bei Veranstaltungen zur Verfügung.
Mein Fahrrad des Monats ist mein Porteur.
Porteurs sind die klassischen französischen Alltags- und Transporträder, sie zeichnen sich vor allem durch den mehr oder weniger großen Vorderradgepäckträger aus, der im Gegensatz zum eher deutschen Hinterradträger deutlich weniger Einfluss auf die Fahreigenschaften nimmt.
Mein Porteur kommt auch aus Frankreich: ich habe den Rahmen vor zwei Jahren in einem Rahmenbaukurs bei Edelbikes in Grenoble selbst gebaut. Damit ist es nicht nur mein erstes selbstgebautes Rad, sondern zugleich eine Art Gesellenstück und Prototyp. Denn inzwischen habe ich mich als Rahmenbauer selbständig gemacht und baue am liebsten Randonneuses – die französischen Tourenräder –, aber alles von Porteurs bis zu Rennrädern. Immer nach Maß und aus Stahl und in Auftragslötung.
Jede Fahrt mit ihm macht riesig Spaß, ob mit oder ohne Gepäck. So soll’s sein! Lenkerschaltung, inverse Bremshebel, das eine oder andere Provisorium – eben ein Alltags- und Bastelrad.
Gekleidet ist der gute in Pulverlack im Farbton Perlenzian (RAL 5025). Ungeputzt mitten aus dem Leben. Alle Kontaktdaten auf meiner (noch provisorischen) Website: cycles-steil.com
Wie angekündigt, stelle ich jetzt mal ein Fahrrad des Monats vor. Es handelt sich bisher allerdings um ein Projekt im Aufbau, aber dazu kann man ja auch einiges sagen. Ich habe vor einigen Wochen den unten abgebildeten Diamant-Rahmen bei ebay erworben. Ich fand dieses Dekor schon immer sehr schön und mit dieser Patina und dem Krakelee besonders. Und obwohl ich sonst kein Ostalgie-Verfechter bin, dachte ich, in diesen Zeiten muss man sich Beschäftigung schaffen und ich habe angefangen, die passenden Teile zusammen zu kaufen.
Das Dekor gab es zwar Anfang der 60er Jahre auch schon, aber laut Rahmennummer stammt dieser Rahmen aus dem Jahr 1977 und damit aus der Zeit, wo Diamant bei MIFA in Sangershausen produziert wurde.
Was noch fehlt sind Vorbau und Schraubkranz. Den passenden Lenker habe ich zwar, aber der hat den seltsamen Klemmdurchmesser von 27,3mm. Einen passenden Umwerfer von Rasant habe ich gestern erworben (die Dinger sind relativ selten).
Unbenutzte - also NOS - Bremsengarnitur von Rasant.
Keiltretlager und Naben von Renak. Hier musste ich die Länge der Hinterradachse dem seltsamen Einbaumaß von 110mm anpassen. Die Naben sind aber für DDR-Verhältnisse ganz gut - mit fortschrittlicher Labyrinth-Dichtung.
Besonders cool ist das Schaltwerk mit Namen “Tectoron” vom VEB Polygraph Druckmaschinenwerk in Leipzig und 95,- Mark Ost war damals wohl auch nicht ganz billig. Das Ensemble habe ich NIB, also New in Box erworben. Die Schachtel ist wirklich in 70ern verschlossen worden und was soll ich sagen: inklusive dem ihr innewohnenden DDR-Aroma - ich glaube in der Kopfnote war ein leichter Anflug von Braunkohle-Feuerung wahrnehmbar.
Ich werde jetzt die fehlenden Teile besorgen und dann das gute Stück aufbauen.
Denn wie schon Aristoteles wusste: “Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile” - und das gilt auch für ein DDR-Fahrrad.
Um ein bißchen Schwung auf unsere Website zu bringen, starten wir heute ein neues Projekt, das Fahrrad des Monats. Mindestanforderung ist ein gutes Foto. Dazu am besten noch ein kleiner Text. Viel Spaß.
Den Beginn macht ein Fahrrad, das die vierjährige Milena für ihren Opa gefertigt hat. Es zeigt schon früh ein erstaunliches Verständnis für Form, Funktion und Farbe. Weiter so!
Am letzten Wochenende fand wieder die Berliner Fahrradschau in den alten Lokschuppen am Gleisdreieck statt. Torben, einer der Veranstalter war bei einem Besuch unserer Bicycle-Days auf uns aufmerksam geworden und hatte uns eingeladen als nichtkommerzieller Aussteller das Thema Fahrrad interessanter und bunter zu machen.
Und so reisten wir mit einer Delegation an und hatten eine üppige Ausstellungsfläche in einem etwas ruhigeren Teil der Hallen zur Verfügung.
Wir hatten natürlich unsere Standarte mit. Außerdem hatten wir das Vorstandsfoto von 1890 und unserer Vereinslogo groß drucken lassen, was durchaus einiges hermachte. Einige vorzeigbare Fahrräder, Bilder, historische Exponate und ein Büchertisch rundeten das Bild ab.
Es kam zu vielen Interessanten Gesprächen, besonders über unser Bahnrad der Marke Textima, mit dem DDR-Olympioniken seinerzeit im Rund gefahren sind. Das hatten wir extra mitgenommen um mehr über die Geschichte zu erfahren und wir wurden nicht enttäuscht, denn da gab es Informationen von echten Koryphäen.
Und nun einige Eindrücke von der Fahrradschau:
Viele interessante Innovationen und echt schöne Räder
Leider auch erstaunlich hässliches…
Lastenräder
Upcycling
coole Klamotten
Bike-Polo
Trial
Das Hotelzimmer diente nachts als Depot für die mitgebrachten Schätze - nach dem Motto: Raum ist in der kleinsten Hütte
Cross-Rennen auf dem Aussengelände
Hier noch einige Bilder
ach ja, Mad Max war auch da, also wenn das Benzin endgültig verbraucht ist…
Zwischendurch waren wir etwas platt.
Mit Flohmarkt und echt gutem Wetter ging auch der Sonntag dahin und ich war etwas wehmütig, als sowohl Sonnabend und Sonntag sich zwei Gruppen auf eine Trainingstour machten, aber man kann nicht alles haben.
So haben wir abends alles wieder in die Autos geladen und sind glücklich und unfallfrei wieder in Hamburg gelandet.
Die richtige
Anzahl an Fahrrädern, die man besitzen sollte, ist N + 1 , wobei N
die Anzahl der aktuell im Bestand befindlichen Fahrräder ist. So
sagt es zu mindestens die Regel Nr. 12 der Velominati-Bibel des
Radsports.
Single
Speed, 44/19 Zähne, 1 1/8“ Kette, 32mm Continental Touring Plus
Reifen
Ich bin nun
bestimmt nicht der Typ, der dogmatisch irgendwelche Regeln befolgt.
Aber es ist nahezu unausweichlich, von freundlichen Rad-Kollegen mit
genau dieser Regel konfrontiert zu werden.
Daher habe ich
natürlich (wohlüberlegte) Antworten parat. Und natürlich handelt
es sich bei dem Neuzugang um kein (beliebiges) N+1 Rad. Also bitte!
Beliebig schon mal gar nicht!
Mit
ingenieurmäßigem Ernst und pastoraler Glaubhaftigkeit erläutere
ich, dass genau dieses Rad eine universelle Nische (eigentlich ein
Gegensatz) besetzt, wie es keines der N Räder vermag.
Surly
Single Speed Kettenspanner
Wie diese Nische
aussieht? Nun, das Rad soll die folgenden Einsatzbereiche und
Eigenschaften abdecken:
Zur Arbeit
pendeln, Einkaufsfahrten, Wintertraining, Freizeittouren mit Freunden
(ohne Rennräder) durch Wald und Flur, einfach mal so ums Eck fahren,
Picknicktouren, Fahrten zum Strand… Und das Ganze bitte möglichst
wartungsarm. Denn ich mag es nicht, Sand aus Uhrmacherketten, 11-fach
Kassetten und Schaltwerken heraus zu pulen.
Spätestens jetzt
dürfte die Universalität der Nische klar werden.
Ob denn dafür so
ein edles Gerät erforderlich sei? – Tönt es als letzter Versuch,
Zweifel anzubringen. Aber sicher doch! - Gerade für diese Einsätze
soll das Rad robust, zuverlässig und genügsam sein. – Und das ist
es. Darüber hinaus kann man es auch mal flotter laufen lassen. Bei
einer 100er Trittfrequenz sind es 29,6 km/h. Aufgrund der
ausgewogenen Rahmengeometrie geht das auch gut mit vollem
Einkaufskorb…smile.
Einkaufskorb
Man
kann natürlich auch Fische in den Korb laden
Zuverlässigkeit
bedeutet für mich vor allem Verschleißfestigkeit. Zum Markt sind es
rund 20 km und zur Arbeitsstätte 53 km. - Pro Weg. Bei einer
winterlichen Fahrt zum Weihnachts- und Wochenmarkt erregte das Rad
nicht wenig Aufsehen. Ein stylisches Rennrad mit Bastkorb scheint
jedenfalls kommunikativ zu sein. Mich haben Leute auf das, wie sie
meinten, coole Rad angesprochen, die ansonsten überhaupt keine
Affinität zu Rennrädern haben.
Zum
Glück ist Kaffeekultur auch in Norddeutschland angekommen.
200 Jahre “Fahrrad” wird allerorten gefeiert, bei uns natürlich auch. Da gerade keine originale Laufmaschine (”Draisine”) günstig im Internet zu erwerben war, hat Nico kurzerhand eine selber gebaut. Aber seht selbst. Zu begutachten und zu fahren demnächst auf den “Bicycle Days”.
Urlaub ohne ein Gewässer in der Nähe
geht für meine Frau Christine und mich nicht. Für den vergangenen
Sommerurlaub gab es die Idee, mit einem Containerschiff die Weltmeere
zu bereisen. Dies ist organisatorisch nicht ganz einfach, da der
genaue Abfahrtstag erst kurzfristig feststeht. Christine gab bei der
Planung jedoch nicht so schnell auf. Als Ergebnis ihrer Bemühungen,
packten wir an einem Freitag im Juni unsere Seesäcke und fuhren mit
dem Auto nach Duisburg-Ruhrort. Dort bestiegen wir das Binnenschiff
„Theodela“. Kaum an Bord, ging es auch schon los. Mit vielen
Containern an Deck. Außer uns waren der belgische Eigner, seine
etwas jüngere Freundin, der 2. Kapitän sowie ein tschechischer
Matrose mit an Bord. Vorbei an Stahlwerken, einem Freizeitpark an
einem nie in Betrieb gegangenen Kernkraftwerk und jede Menge Natur,
ging es Richtung Rotterdam. Zwischenstopp war Nijmegen (dt.
Nimwegen). Zwei Container löschen, einen Container laden. Dann ging
es auch schon weiter.
Wie fast jeden Abend, wurden wir
irgendwann in die Eignerkabine geladen. Zum „Kapitänsdinner“.
Statt zünftiger Uniform, war unser Kapitän meistens nur mit Shorts,
und wenn wir Glück hatten mit T-Shirt, bekleidet. Diese
Bekleidungsordnung hatten wir auch erwartet. Bis zum Einbruch der
Dunkelheit, saßen wir dann noch ein bischen im Fahrstand und
schauten übers Land. Da der Rhein Hochwasser führte, konnten wir
besonders weit sehen. Als der 2. Kapitän den Fernseher zur
Ablenkung, und damit er nachts nicht einschläft, einschaltete,
gingen wir in unsere Kabine. Obwohl sich diese direkt über Maschine
befand, konnten immer gut schlafen. Wach wurden wir nur in dem
Augenblick, wenn sich die Drehzahl änderte. Dies war um ca. 03:30
Uhr am Samstag der Fall. Das Schiff lief im Hafen von Rotterdam ein.
Wir drehten uns aber um und schliefen noch weiter bis zum Frühstück.
Nach dem Frühstück rief uns der
Eigner ein Wassertaxi, welches uns recht schnell ins Zentrum brachte.
Wir hatten dann ein paar Stunden Zeit, uns die Gegend um den alten
Hafen anzusehen. Vor allem die Architektur fanden wir cool, wie z. B.
die Häuser, deren Räume auf der Spitze stehen.
Nach rund 6 Stunden rief der Kapitän
an um uns mitzuteilen, dass er uns in der Stadt mit dem Schiff
abholen würde. Eine halbe Stunde später tauchte er mit seinem 110 m
langen Schiff auf, legte kurz an und sammelte uns wieder ein.
Dann ging es wieder über Nijmegen nach
Duisburg. Dort kamen wir gegen frühen Sonntagabend an. Mittlerweile
hatten sich schon ein paar geschriebene Postkarten angesammelt, die
wir einstecken wollten. Auf der Suche nach einem Briefkasten,
gerieten wir noch in die letzten Ausläufer des 300.
Hafengeburtstags. Die Polizei hatte gerade eine Gruppe reisender
Taschendiebe eingekreist, die Aussteller bauten angesichts eines
aufziehenden Unwetters ihre Buden ab, der Wind frischte auf. Aber ein
frisch gezapftes Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot gab es
trotzdem noch (an Bord stand belgisches Kirschbier im Kühlschrank).
Auf dem Rückweg entdeckte ich ein 50er-Jahre-NSU-Damenfahrrad mit
auffälligen Packtaschen, welches wir noch mal wiedersehen sollten.
Irgendwann ging es wieder los. Nijmegen
– Rotterdam – Nimjegen – Duisburg. Auf der Rückfahrt von
Rotterdam mussten wir nie fragen, woraus unsere Fracht besteht. Wir
rochen es: Einige Container waren mit Hausmüll aus England gefüllt.
Der wird dann irgendwo im Ruhrpott verbrannt. Zurück in Duisburg
(Mittwoch), mussten wir uns auf die Suche nach neuen Postkarten
machen. Den Briefkasten mussten wir nicht suchen, den kannten wir ja
bereits von Sonntag. Im „Zentrum“ von Ruhrort sahen wir eine
Trinkhalle.
Wir näherten uns, da außen ein
kleines Sortiment von Postkarten hing.
“Sucht ihr etwas?“ Die beiden
Betreiberinnen der Trinkhalle (Britta und Silke), lässig an einen
Tisch gelehnt, erkannten unsere Situation. 10 Postkarten und 2 Tassen
Kaffee später, standen wir dann in ihrem Laden für Sonnenschutz,
Kleinmöbel und Fahrradpacktaschen. Natürlich stand auch das
NSU-Dienstfahrrad im Laden. Schnell kamen wir auf das Thema „Fahrrad“
zu sprechen. In einem Nebensatz fragte mich Britta, ob ich wohl
Interesse an einem Rennrad hätte. Meine angespannte Platzsituation
zu Hause bedenkend, murmelte ich so etwas wie „vielleicht“. Ich
ging aber nicht näher darauf ein. Sehr zu meiner Verwunderung,
brachte Christine das Gespräch noch mal auf das Rennrad. Da sich
Britta auch nicht ganz sicher war, ob sie das Rad abgeben wollte,
schoben wir die Entscheidung bis Freitag auf.
Wir gingen also wieder an Bord, fuhren
über Nijmegen nach Rotterdam. Um 02:30 Uhr ließen wir uns vom 2.
Kapitän wecken, um mal nachts die Einfahrt nach Rotterdam zu
erleben. Und der Kapitän war über den Besuch auf der Brücke auch
ganz froh. Er konnte nämlich nicht das Fernsehprogramm verfolgen.
Der Eigner wollte in den Urlaub fliegen und drängte darauf, die
Strecke möglichst schnell zurückzulegen. Und bei der Strömung des
Rheins und dem Gegenverkehr, musste sich der 2. Kapitän
ausnahmsweise mal auf das Steuern des Schiffes konzentrieren. Wie wir
mehrfach beobachten konnten, werden auch „alte Hasen“ in manchen
Situationen (z.B. An- und ablegen bei unkalkulierbaren
Strömungsverhältnissen in Verbindung mit ebenfalls an- und
ablegenden Schiffen in der Nähe etc.) nervös. Gegen Mittag brachen
wir wieder auf. Duisburg, natürlich auch wieder mit Zwischenhalt in
Nijmegen, erreichten wir in den frühen Freitagmorgenstunden. Da der
Eigner mit seiner Freundin (sie bekochte uns in der letzten Woche)
bereits auf dem Weg nach Budapest waren, frühstückten wir auf der
Sommerterrasse der örtlichen ARAL-Tankstelle. Mit Blick auf den
alten Hafen. Im Anschluss ging es wieder zur Trinkhalle von Silke und
Britta. Bei einer Tasse Kaffee wurde noch mal das Thema Fahrrad
angesprochen. Eine Besichtigung in einer Hinterhofgarage folgte. Dort
stand ein 90er-Jahre Peugeot-Fahrrad in meiner Größe. Die
Probefahrt verlief erfolgreich. Aber es gab einen Haken: Wenn ich
dieses Rad haben wollte, musste ich ein baugleiches Rad auch noch
mitnehmen! Da war es wieder, das Platzproblem. Es fing aber schon bei
unserem Auto an. Während ich das Rad Probe fuhr, deckte sich
Christine auf dem Markt mit mehreren größeren Pflanzen ein. So
standen wir, ich konnte letztlich nicht „nein“ sagen, vor unserem
Kleinwagen und überlegten, wie wir alles verstauen konnten. Klappte
dann irgendwie. Und ein Platz in der Wohnung, zumindest für ein
Rad, fand sich auch noch.
Anlässlich der Fahrrad-Ausstellung in der Kaisergalerie wurden drei der dort gezeigten Räder ein wenig in Szene gesetzt. Es handelt sich um ein Diamant-Sportrad “68″ (1940), ein Rabeneick-Damenrad (1951) und ein Bonanza-Rad (Anfang 70er).
Am 28./29. Mai fanden zum zweiten Mal unsere “Altonaer Bicycle Days” im HausDrei und im angrenzenden August-Lütgens-Park in Altona statt.
Der Ausstellungsbereich war üppig bemessen - im Park standen Rennräder, Randonneure, Low Rider, etc. Etliche Besucher/innen kamen mit ihren Rädern vorbei und vergrößerten so die Ausstellung.
Am Samstag fand vor dem HausDrei der Fahrrad-Flohmarkt statt, der wie immer gut besucht war.
In unserer “Schatzkammer” im 1.Stock präsentierten wir Exponate zum Thema “Fahrrad und Arbeit” mit drei Posträdern, einem Schornsteinfegerrad, Lastenrad, Milchkannenfahrrad, Fixie Kurierrad…
Den zweiten Schwerpunkt der Ausstellung stellte “Frankreich” und damit eines der klassischen Fahrradländer dar. Es waren französische Räder aus mehreren Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts zu sehen.
Und dann geschah etwas, das uns erstmal sprachlos machte: gegen 14 Uhr erschien das Ehepaar Zingler mit einer unscheinbaren Plastiktüte, in der sich das verschollen geglaubte Banner des Altonaer Bicycle-Clubs befand, wie man sie auf dem Bild des Vorstands oben auf unserer Startseite sehen kann.
Es handelt sich um genau dieses Banner, also das Original von 1889 mit Bambusstab, den man in vier Teile zerlegen kann, gravierten Plaketten von Ereignissen aus dem Vereinsleben, zwei kleinen Bronzeadlern und allem historistischem Zierrat, der damals en vogue war … Ein wahrhaftiges Stück Fahrradgeschichte, das sich nun in unserer Sammlung befindet (noch einmal tausend Dank dafür an das Ehepaar Zingler!).
Ganz zufällig war das Fernsehen gerade da.
Dieses spektakuläre Highlight ließ sich natürlich nicht mehr toppen - jedenfalls nicht vom Sonntag, der leider etwas verregnet und deshalb nicht so gut besucht wie der Vortag war. Der guten Stimmung tat dies aber keinen Abbruch.
Erstmals erblickte auch das ABC-Tandem aus dem Hause Peugeot das Licht der Öffentlichkeit. (Vielen Dank noch einmal an Michael für diese tolle Spende!).
Uns haben die “Altonaer Bicycle Days” wieder große Freude bereitet - den Besucherinnen und Besuchern hoffentlich ebenso. Im kommenden Jahr findet die nächste Ausgabe übrigens am 20./21. Mai statt … wir hoffen wir sehen uns dann bei angenehm frühlingshaftem Wetter im und am HausDrei.