“Der Sand knirschte zwischen den Zähnen, die
Beine hatten wie alles andere auch Schlammfarbe angenommen, die
Rückennummern waren nicht mehr zu lesen vor Dreck, ganz zu schweigen von
den schönen Rahmen der Räder.”
Das Hamburger Hafengebiet ist schon ein großartiges Areal. Welche Stadt weit ab der Küste hat schon so etwas zu bieten: ein breiter Strom, tideabhängig mit gigantischen Seeschiffen, größer als Wohnblocks direkt in der Stadt.
Was wäre Hamburg ohne seinen Hafen - vielleicht so eine Art Hannover.
Am Wochenende ist der Hafen jedenfalls das ideale Radfahrgebiet: gut ausgebaute Straßen, wenig Verkehr und viele ungewöhnliche Orte zu entdecken, wenn man die üblichen Routen verlässt und in die zahlreichen Nebenstraßen fährt und sich vor allem nicht von jedem Verbotsschild abhalten lässt.
Wir sind ca. 4 Stunden unterwegs gewesen und haben noch nicht alles gesehen.
Wir haben uns am Sonntag bei herrlichstem Fahrradwetter am Elbtunnel getroffen und hier sind einige Bilder unserer Tour.
Beim neuen Kreuzfahrtterminal
Auf dem Parkhaus des Containerterminals Toller Ort - bevor der Werkschutz auf uns aufmerksam wurde.
Bei den Fauleiern gegenüber Altonaer Balkon wird ein Teil des Ufer weggebaggert, damit die dicken Pötte besser manövrieren können.
Container gehören natürlich auch zum Hafen.
Die Aurora-Mühle mit ihrem unvergleichlichen Kontrast von riesigen Silos und der Gründerzeit-Villa aus Backstein und ihrem Verwaltungssitz.
Unterwelten im Hafen - unter der A7 wo sie im Elbtunnel verschwindet.
Die Einfahrt zum Neuen Elbtunnel.
Plätze, die sonst nur Angler kennen.
… und die Kunst kommt auch nicht zu kurz: das Sprayer-Eldorado an der Harburger Flutmauer (einige Sprayer haben halt ein Hang zum Mystik-Kitsch)
Gregers
Nissen-Treffen in de lütte Fahrradstuv/Nordfriesland am 26.09.2015
Wir trafen gestern auf
eine sehr aufgeschlossene und herzliche Familie Nissen, die sehr interessiert die ausgestellten
Archivalien von Gregers Nissen begutachtete und unsere Vereinsgründung begeistert aufnahm. Im Laufe des Tages konnten
wir uns über zahlreiche Begebenheiten aus der Familiengeschichte und den
besonderen Stellenwert des Fahrrades in der Familie Nissen austauschen. Bei
herrlichem Wetter radelten wir von Bargum nach Soholm, wo uns der
Heimatforscher Mathias Block zum Geburtshaus des Fahrradpioniers lotste und die
Ortsgeschichte erläuterte. Nach unserer Rückkehr gab es noch Kaffee und Kuchen
und bevor dieser intensive Tag endete, wurden bereits die ersten
Beitrittserklärungen zum ABC eingereicht.
Wir bedanken uns bei
allen Mitgliedern des ABC, die mit von der Partie waren und ganz besonders bei
den Enkeln und Urenkeln, die mit ihren Familien angereist sind.
nächster Sonntag, 4.Oktober, 11 Uhr, Treffpunkt: Alter Elbtunnel (Nordseite)
Da ich gern im Hafen unterwegs bin, habe ich gedacht, wir könnten ja auch mal eine gemeinsam Tour machen. Dabei ist das Wort Rundfahrt insofern etwas irreführend als es ja nur 2-3 Straßen gibt, die durch den Hafen führen, alle anderen sind Sackgassen, die an der Elbe, vor Betriebstoren o..ä. enden.
Daher soll es eine Hafen-Erkundungstour werden, d.h. wir fahren in alle möglichen Straßen und müssen immer wieder zurück. Dabei werden wir viele ungewöhnliche Ein- und Ausblicke haben und den Hafen aus anderen Perspektiven sehen als der klassische Tourist aus Castrop-Rauxel.
Zwischen den einzelnen Stationen liegen doch einige Kilometer, es wäre also gut, Ihr kommt nicht mit dem City-Bike, sondern etwas Schnellerem.
Jeder, der mitfährt, tut dies auf eigenes Risiko und eine Haftung für etwaige Schäden wird nicht übernommen.
Dann hoffen wir mal auf gutes Wetter und bis dahin.
Am vergangenen Wochenende fand die Velo Classico in Ludwigslust statt. Mit dabei: ein ABC-Stand und ein ABC-Kuchen (danke für Letzteren, Holgi!). Andreas fuhr die 152 Kilometer lange “Heldenrunde” – sein Bericht findet sich hier.
In der vorletzten Nacht (7./8.9.) wurde einem unserer Mitglieder ein Rennrad aus dem Keller in Hamburg-Altona gestohlen. Es handelt sich um ein auffälliges Eddy Merckx-Rennrad in rot-weiß-blau. Besonderheiten: schwarze Columbus-Gabel (wurde ausgetauscht), Dura Ace 9fach, Fulcrom Racing 5-Laufräder, Campagnolo Chorus-Kurbeln. Wer etwas hören oder sehen sollte, bitte melden.
Am Sonntag, den 13. September, sendet der NDR im Dritten eine TV-Dokumentation über Paris-Brest-Paris, mit einigen Hamburger Protagonisten. Los geht es um 23:35 Uhr (bis 0:15).
Die letzten
Kilometer, das Ziel quasi in greifbarer Nähe, lassen sich einfach so
wegrollen. Soweit die Leichtigkeit der winterlichen Planung. Kaffee
schlürfender Weise auf dem Sofa sind die Sachen aber immer
einfacher.
Die letzten
Kilometer vom vierten Checkpoint stellen sich weitaus zäher dar als
vermutet. Zahlreiche namenlosen Steigungen und Pässe fordern
außerordentlich. Am Rand von Pogradec geht es gleich wieder bergauf.
Ich finde eine Landstraße, welche eine deutliche Abkürzung zum
Grenzübertritt nach Griechenland darstellt. Wieder stoße ich auf
Lebensbedingungen und Armut, die ich in der Nachbarschaft der EU
nicht für möglich gehalten hätte. Und gerade in diesen Regionen
passiert es mir, dass ich beim Kauf von Obst, immer wieder noch ein
Stück geschenkt bekomme, wenn die Straßenhändler von meinem Woher
und Wohin erfahren.
An der Grenze zu
Griechenland fallen sofort die massiven Grenzsicherungsanlagen ins
Auge. Nun bin ich zwar wieder in der EU, aber die Situation ist
absolut enttäuschend. Der Straßenbelag verschlechtert sich
schlagartig und die Besiedlungsdichte im griechischen Mazedonien
scheint äußerst gering zu sein. Ich lebe von ein paar
Trockenfrüchten aus der Satteltasche und von der Substanz. Vor der
nächsten Stadt mit Versorgungspotenzial ist noch ein seriöser Pass
zu bezwingen. Verblüfft entdecke ich auf der Passhöhe alpine
Skianlagen mit absolut ernsthaften Pisten. Auf Nachfrage wird mir
versichert, dass es in der Regel ausreichend Schnee gibt. Ich
erreiche Florina am späten Samstagnachmittag und stehe hungrig vor
einem LIDL-Markt, einem geschlossenen LIDL-Markt. Abends in der
Hotelunterkunft freue ich mich auf ein angekündigtes Restaurant.
Dieses wird auf Grund der Krise derzeit jedoch nicht betrieben.
Freundlicher Weise bekomme ich vom Personalessen. Und das ist
großartig.
Bis Edessa bleibt
die Besiedelung sdichte dünn und ich achte darauf stets ausreichende
Wasservorräte mit mir zu führen. Ein, für mich fast überraschend,
geöffnetes Café wird sofort von mir geentert. Bei Milch und
belegten Broten zelebriere ich den Akt, die letzte Straßenkarte
auszupacken. Ab jetzt ist Istanbul stets am rechten Kartenrand zu
sehen. Ein gutes Gefühl, ein wichtiger Meilenstein.
Nun wieder im
flacheren Terrain läuft es richtig gut. Ich nutze den verkehrsarmen
Sonntag um noch an Thessaloniki vorbei zu kommen und allmählich dem
Meer entgegen zu streben. Die 80 Küstenkilometer bis Kavala genieße
ich sehr. Küsten sind eben einfach mein Ding. Im weiteren Verlauf
durchfahre ich zwar einen flachen Küstenabschnitt, aber außerhalb
dieses Bereiches sind die Küstenberge durchaus zwischen 700 und
1.400 Meter hoch. Da bleibt der ein oder andere Schweißtropfen auf
der Straße.
Rund 40 Kilometer
vor der türkischen Grenze stelle ich mir die Frage Quartier suchen
oder weiterfahren. Vermutlich besteht erst wieder 65 Kilometer hinter
der Grenze die Chance auf ein Quartier. Ich habe definitiv keine Lust
im möglicherweise unwirtlichen Grenzgebiet zu stranden. Also
verschiebe ich den Grenzübertritt auf den nächsten Tag.
Von der Türkei
bin ich sofort schwer begeistert. Die Menschen sind offen und
freundlich. Das gilt auch für die schwer bewaffneten Grenzsoldaten,
als ich (verbotener Weise) im Grenzbereich ein Foto von meinem Rad
vor einem Türkei-Schild mache. Außerdem sind die Straßen viel
besser als in Griechenland. Ich kurbel was das Zeug hält, genieße
es mit den weltoffenen, sympathischen Menschen und finde abends ein
kleines Hotel direkt am Marmaris-Meer. Auf der Terrasse, drei Meter
vom Wasser entfernt, führe ich ordentlich Brennstoff für den
nächsten Tag zu, den letzten Tag! Istanbul ist nun nur noch eine
Handbreit entfernt. Aber es handelt sich auch um eine Karte im
Maßstab 1:750.000….smile.
Ich ahne, dass
der Tag kapriziöser wird als es den Anschein hat. Da ich um sieben,
wie vereinbart, kein Frühstück bekomme, starte ich ohne. Die Zeit
drängt. Bisher war die Nationalstraße D110 bestens zu befahren. Ein
breiter Seitenstreifen sorgt meistens für entspanntes Fahren. Zehn
Kilometer vor Silivri wird die Situation zum reinsten Inferno. Kein
Seitenstreifen, eine Halbmeter hohe Abbruchkante oder sehr hohe
Leitplanken vereiteln jegliche Fluchtmöglichkeit. Während
albanische Trucker kurz hupen um schlichtweg auf sich aufmerksam zu
machen und dann vorsichtig und vor allem mit ausreichendem Abstand
überholen, meinen es türkische Trucker ernst. Wenn sie hupen, hat
man noch 1,5 Sekunden Zeit von der Straße zu verschwinden, restlos.
Vier- , fünfmal flüchte ich so ins Nichts und die Trucks donnern
mit 15 cm Abstand vorbei. Nicht daran zu denken, auf dem Asphaltband
zu bleiben. Ich bin diesbezüglich mit Sicherheit nicht zart
besaitet, aber das halte ich für absolutes Harakiri.
Es bleibt daher
nichts anders übrig, als einen großen Bogen nach Norden und
zusätzliche Kilometer und fette Steigungen zu fahren. Irgendwann
bekomme ich die D20 zu fassen und freue mich über die Breite und den
hervorragenden Ausbauzustand. Sie dient als Trasse für die noch im
Bau befindliche dritte Bosporusbrücke. Der Verkehr ist mau und so
kämpfe ich mich gegen den seit zwei Tagen herrschenden hammerharten
Gegenwind von 5-6 Beaufort und über endlose Steigungen. Immerhin
kann ich auf den Hochpunkten das schwarze Meer sehen. Wie aufregend.
Auf den steinigen Boden der Realität werde ich in den Passagen
zurückgeholt, wo die D20 noch im Bau ist und sie die Fahrspuren auf
eine reduzieren. Und zwar ohne Seitenstreifen… Dazu ist noch zu
erwähnen, dass ich mich im Zentrum des Sandabbaus für die
Istanbuler Bauwirtschaft befinde. Und in Istanbul wird viel gebaut.
In Kolonnen von bis zu dreißig Fahrzeugen donnern die Trucks an mir
vorbei. Das sind vielleicht die härtesten Kilometer meines
bisherigen Radfahrerlebens. Von der Staubentwicklung ganz zu
schweigen.
Genervt und von
der erforderlich Konzentration angespannt, steuer ich eine
Baustellennische an, um etwas Luft zu holen. Ich bemerke einen
Händler mit einem kleinen Transporter, der wohl sein Geschäft mit
Bauarbeitern macht. Als ich in die Nische abbiege, ist er gerade in
sein Gebet vertieft. Anschließend kommt er auf mich zu und fragt
nach dem Woher und Wohin. So gut es geht verständigen wir uns. Er
bittet mich Platz zu nehmen und bietet mir Tee und Zucker an. Ein
Geschenk des Himmels, denke ich mir. Welch Wohltat. Wir sitzen im
Baustellenstaub und obwohl der Austausch von Worten eingeschränkt
ist, sind wir uns einig. Als ich nach einer Weile gestärkt
weiterziehen und bezahlen will, deutet er mir mit bescheidener Geste
an, dass ich sein Gast war und der Tee nicht zu bezahlen sei. Kleine
Gesten mit großer Bedeutung. Eine der ganz starken Begegnungen der
Tour.
Lange schwingt
die Tiefe der Situation nach und hilft mir, mich bis Kemerburgaz
gegen die Trucks zu behaupten. Dort verlasse ich die Nationalstraße
und erklimme den Naherhohlungsberg bei Bahceköy, dem Einstieg in den
definierten Zieltrack. Ja…ZIEL. Es geht nun definitiv nur noch
bergab. Wenige Kilometer später lande ich am Bosprorus. Ich bleibe
gerührt stehen und hole tief Luft. Die folgenden paar Kilometer zum
Ziel sind eine Kür. Es geht direkt am Bosporus entlang und ich bade
in dem bunten Treiben nicht weniger bunter Menschen. Diese letzten
Kilometer sind eine Versöhnung, speziell für den sehr, sehr
anstrengenden letzen Tag.
Bei der Festung
Rümeli Hisari ist das Ziel erreicht. Im Café Hisar lasse ich mir um
20:15 den letzten Stempel in die Brevet Karte geben. Erleichtert und
zufrieden lasse ich mich in einen der Korbsessel fallen, betrachte
mein tapferes KRABO-Rad und den nächtlichen Bosporus. Nach rund
4.500 Kilometern habe ich mein persönliches Ziel erreicht, zu
finishen. Es sind zwar kaum noch Fahrer hinter mir unterwegs, aber
man darf nicht vergessen, dass mehr als die Hälfte der Starter
unterwegs aufgegeben hat. Ich bin zutiefst zufrieden mit mir. Es wird
noch einige Zeit zu Hause erfordern, bis die vielen dichten Eindrücke
verarbeitet sind.
Doch hier in
Istanbul erwartet mich zunächst eine große Überraschung, eine sehr
erfreuliche…. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Es ist vollbracht. Wir, Lars A. und Lars B., sind heil in Paris angekommen (und mittlerweile auch schon wieder in Altona) und haben einen intensiven und unglaublich schönen Super-Brevet gefahren und erlebt. Die vielen Eindrücke müssen noch etwas sacken; in den nächsten Tagen werden wir einen längeren Bericht schreiben (u.a. über die Motorrad-Begleitfahrer - “Les Motards du Paris-Brest-Paris” -, mit denen wir uns im Ziel “verbrüdert” haben.
Freitag, 14.08.2015, Pogradec, Albanien
Tage und Naechte
Ja die kann man hier erleben… Von Opuzen aus habe ich zunaechst einen
wunderbaren Radtag an der kroatischen Kueste verbracht. Und das war ein
echter Genusstag. Kleine pitoreske Orte und auch Dubrovnik stellten
einen willkommenen Kontrast zu den vorherigen Kilometern dar.
Nach dem Reglement gerechten Ausfahren der Bucht, fand sich ein Quartier
direkt am Wasser. Sehr geeignet zum Luftholen fuer den Folgetag.
Dieser brachte dann den Aufstieg zum CP4, sowie zum Gipfel des Mount
Lovcen, satte 1.600 Hoehenmeter. Die ersten 2/3 waren recht human, aber
dann wurde es knackig. Belohnt habe ich mich mit ordentlichem Futter.
Und das war auch gut so. Denn es folgte nicht einfach eine Abfahrt,
sondern noch einige hundert Hoehenmeter, im aus dem Gebirgsmassiv
herauszukommen. Mein Weg fuehrte mich dann noch bis Tuzi, kurz vor der
albanischen Grenze.
In dem einzigen Hotel weit und breit fand ich ein Quartier und hunderte
Zuhoerer einen idealen Platz fuer ein Open Air Konzert heimischer
Popmusik… ALSO, aus Toilettenpapier lassen sich keine wirksamen
Ohrstoepsel bauen. Aber Reifenheber sind bestens geeignet, um
bassvibrierende Rolllaedenkaesten zu verkeilen, damit sie nicht so
metallisch scheppern.
Nach nur wenigen Stunden Schlaf ging es ohne Fruehstueck (kein Personal
anwesend) weiter nach Albanien und mitten durch Tirana (Highway to
Hell). Allein von diesem Tag liesse sich ein Buch schreiben. Nach der
Querung der Wahnsinnsstadt gabelten albanische Radsportler auf und
brachten mich quasi bis zur Unterkunft. Wie toll. Danke! Das haette ich
sonst nie so fix gefunden, zumal ich mich nicht getraut haette die
Autobahn mit einzubeziehen. In dem Hotel 10 km suedlich von Tirana wurde
ich von dem Padre mit derart offenen Armen und kuehlem Bier empfangen,
dass ich schon ernsthaft fuerchtete die Tochter heiraten zu muessen und
nie wieder aus Albanien raus zu kommen…
An dem heutigen Tag habe ich dann ueber zwei Paesse und ungezaehlte
Steigungen geackert wie ein alter Gaul. So muessen sich wohl die
Wassertraeger im Peleton fuehlen, wenn sie einen ganzen Renntag schuften
und keine Ehrenplaetze erlangen.
Aber ich bin durchaus zufrieden. Bis zur griechischen Grenze sind es 57
km und von hier bis Istanbul sind es 905 km…smile. Nun werde ich mich
noch um den GPS Tracker kuemmern und einen Batterietausch
vornehmen.Diese haben naemlich heute in der letzten Fahrstunde ihr Ende
gefunden.
Winkewinke
Andreas
Es ist so weit. Morgen geht es für uns, Lars A. und Lars B., los - wir fahren nach Paris. Am Sonntag werden wird dann von Paris nach Brest und wieder zurück nach Paris fahren, auf den Spuren früheren und sehr einflussreichen Radrennens, das 1891 erstmals ausgetragen wurde.
Wer unseren Weg ab Sonntag verfolgen möchte kann dies unter folgenden Adressen tun:
Montag, 10.08.2015, Opuzen, Kroatien
Back in the EU ! - Ganz ehrlich, haette der kroatische Grenzpolizist
nicht in seiner Box gesessen, haette ich ihn wahrscheinlich umarmt.
Meine Route durch Bosnien-Herzegowina hat mich ueber Tuzla nach Sarajevo
gefuehrt. Von meinen Erfahrungen werde ich noch an anderer Stelle
berichten. Fuer die Weiterfahrt stellte sich die Frage: kuerzere, aber
bergintensive oder 70 km laengere und wahrscheinlich schoener zu
fahrende Variante.
Ich habe mich fuer die Zweite entschieden und habe es bisher nicht
bereut. So konnte ich Mostar bewundern und ich freue mich schon auf die
morgige Kuestenfahrt bis in die Bucht von Kotor. Von dort geht es dann
uebermorgen auf den Mount Lovcen, dem CP 4…
Viele Gruesse
Andreas
Samstag, 08.08.2015, Tuzla, Bosnien-Herzegowina
Wie nah doch Hoehen und Tiefen bei einander liegen koennen. Gestern noch
in Hochstimmung, den CP 3 in Vukovar nach einem 255 km Ritt erreicht zu
haben, fressen mich die hiesigen Verhaeltnisse sowie die Hitze auf.
Nach fast drei Tagen auf aeusserst verkehrsarmen Strassen, muss ich mich
erst wieder an den ‘Strassenkampf’ gewoehnen. Insgesamt habe ich
vielleicht diese Balkankiste doch etwas unterschaetzt. Zudem ist hier
vieles anders als in Kroatien. Auch wenn die zahlreichen zerschossenen
Haeuser bedrueckend und unheimlich wirken, so wirken Land und Leute
nicht unfreundlich. Hier in diesem Land muss muss ich mich erst noch
einschwingen.
Noch rund 500 km zum CP 4 und dann noch 1.200 km bis Istanbul…
Donnerstag, 06.08.2015 (22:08), Sisak, Kroatien
On the road again. Der halbe Ruhetag tat richtig gut und hat Wirkung
gezeigt. Es laeuft wieder richtig rund. Auf dem Weg nach Karlovac gab es
zwar einige knackige Steigungen, aber die waren nicht all zu lang und
tendenziell ging es im Kupa Tal eh abwaerts. Ab Karlovac verlaeuft die
D36 parallel zum Fluss in Richtung Sisak. Wunderbare Landschaft, ein
sich schlaengelnder Strassenverlauf, z.T. erstklassiger Asphalt, maximal
10 Pkw pro Stunde und sehr gepflegte Doerfer lassen Radlers Herz hoeher
schlagen.
Nach dem dritten Nachfuellen der Trinkflaschen verschwand endlich auch die leichte Citrus-Note (des gestrigen Spuelexzesses).
Die Ueberraschung des Tages war dann ein ganz doof zu fahrender D36
Schotter-Abschnitt, der ploetzlich auftauchte und keine Alternative
liess. Das waren zeitraubende Kilometer… Letztendlich bin ich aber
wieder mit der Tagesleistung zufrieden.
Gruss aus dem suedoestlichen Kroatien
Andreas
Mittwoch, 05.08.2015, Delnice, Kroatien (19:02)
Navigation ist, wenn man trotzdem ankommt. Koennte man meinen.
Allerdings gibt es da durchaus unterschiedliche Anforderungen. Wenn man
dann auch noch Kapitaen, Navigator, Steuermann und Heizer in
Personalunion ist, kann man nicht nur nicht die Last auf jemand anderen
abladen, sondern sollte ueberzeugt sein, von dem was man macht.
Waehrend sich ein Grossteil der Teilnehmer weiter noerdlich den Weg
durch Slowenien bahnt, setze ich auf eine suedlichere Route. Die
Ueberlegung beruht darauf, nach Passieren der istrischen Halbinsel,
sowie des Kuestengebirges bei Rijeka moeglichst rasch wieder ein
Flusstal zu fassen zu bekommen, um dann direkt den naechsten
Kontrollpunkt anzusteuern.
Gestern war es ein sehr langer Tag. Bei einem Moto Guzzi Haendler in
Monfalcone habe ich mir noch Routentipps fuer die Passage der istrischen
Halbinsel geholt. Zudem habe ich noch einen Reifentausch vorgenommen.
Der hintere Reifen zeigte nach rund 2000 km auf fast durchgehend rauen
Strassen einen gewissen Verschleiss. Also ab nach vorne mit ihm und der
Vordere nach hinten. Das koennte so bis Istanbul funktionieren.
Die slowenisch-kroatische Grenze habe ich dann bereits in der Dunkelheit
passiert. Mit der Tagesleistung war ich dann auch gut zufrieden.
Nach den 880 Hoehenmetern bei Temperaturen ueber 40 Grad, habe ich mir
heute eine Halbetappe gegoennt, um etwas regenerieren zu koennen. Das
bot zudem die Chance einmal alles durchwaschen zu koennen. Wie herrlich!
Beim Trikot klemmte schon der Reissverschluss vor lauter Salz. Mit
Hilfe eines Spuelschwammes und einer Zeltstange verlief die
Trinkflaschenreinigung ebenfalls erfolgreich…smile.
Und morgen wieder volle Fahrt voraus.
Andreas
Montag, 03.08.2015, Lido di Jesolo, 30 km oestlich von Venedig
Als Radfahrer muss man schon ein weites Wetterspektrum abdecken koennen.
Habe ich von Sestriere aus noch einen vollen Regentag ueber mich
ergehen lassen muessen, galt es in den letzten beiden Tagen die Sonne zu
ertragen. Speziell heute habe ich es bei 42 Grad und Gegenwind etwas
ruhiger angehen lassen.
Die laendlichen Strassen meiner Route waren recht verkehrsarm.
Allerdings wiesen sie eine enorme Rauigkeit auf und die desolaten
Raender forderten eine erhoehte Konzentration. Einen Blick in die
wunderbaren Staedte Pavia, Cremona und Mantova habe ich mir natuerlich
nicht nehmen lassen.
Zehn Tage bin ich nun unterwegs und morgen werde ich bei Triest die
Haelfte der Strecke absolviert haben. Waehrend die ersten morgen
Istanbul erreichen werden (!!!), habe ich noch rund zehn Tage Spass vor
mir. Und den werde ich weiterhin geniessen…
Mittelmeergruesse
Andreas
Samstag, 01.08.2015 (22:28)
Casale Monferrato (70 km suedwestl. Mailand)
Allmaehlich bekommt die ganze Geschichte fuer mich eine greifbare
Dimension. Knapp ein Drittel der Gesamtdistanz ist absolviert und auf
meiner Uebersichtskarte zeichnet sich schon eine beachtliche Spur ab.
Am Tag nach dem Ventoux bin relativ entspannt gen Briancon geradelt,
denn von dort sollte noch direkt der Anstieg nach Sestriere, dem zweiten
Checkpoint, genommen werden. Ich dachte noch, dass es relativ easy ist,
nach 100 km ueber weitere 25 km von 1321 m auf 2033 m Hoehe zu
gelangen. Die Angelegenheit hatte allerdings einen Haken, naemlich meine
Lesebrille, welche ich seit dem letzten Winter noetig habe. Somit ist
mir beim Blick auf die Karte voellig untergegangen, dass noch ein Pass
dazwischen liegt und insgesamt ueber 1300 Hoehenmeter zu bewaeltigen
sind. Angekommen bin ich natuerlich trotzdem. Allerdings mit
aufziehendem Schlechtwetter. Vor dem Checkpoint im Hotel Christallo traf
ich novh auf Henning, einem weiteren deutschen Teilnehmer. Wie schoen !
Natuerlich haben wir erst einmal einen Kaffee geschluerft und die
Road-News ausgetauscht…
Bei Nullsicht, Regen und drohendem Gewitter haben wir uns gemaess der
aktuellen Veranstalterinfo fuer Option 2 entschieden. Waehrend Henning
umgehend noch talwaerts weiter gefahren ist, habe ich in Sestriere
uebernachtet, um dem Wetter ueber Nacht noch eine Chsnce zu geben. Hat
aber nichts genutzt. Somit bin ich heute auch ueber Pinerolo abgefahren
und habe rund 200 km im Regen zurueckgelegt. Immerhin ist der Regen hier
viel waermer als bei uns im Norden… Zwinkergruss Andreas
Donnerstag, 30.07.2015 (21:04)
Standort Tallard
Ein Tag, der mich mit grosser Zufriedenheit erfuellt. Und genau darum
geht es ja letztendlich. Ich fuehle mich nun gut eingefahren und die
konservative, also zurueckhaltende, Anfangsphase scheint sich
auszuzahlen. Heute gehen 177 km und der Mt Ventoux auf’s Konto. Von
Bedoin aus ist das ein ganz fordernder Brocken. Und das Wichtigste
dabei, ich fuehle mich voll im gruenen Bereich.
Mal sehen was nach der Strada noch alles geht…smile.
Gruss aus der Region Hautes Alped
Andreas