The Long Distance Cyclists' Handbook

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Simon Doughty, The Long Distance Cyclists’ Handbook, Guilford, Connecticut: The Lyons Press, 2. Aufl., 2006.

Bücher über Radsport-Training existieren viele. Einsteiger können sich ein wenig in die Materie einlesen, Fortgeschrittene finden ausgefeilte Trainingspläne, Technik und Pflege von Rennrädern wird erklärt und vieles mehr. Dass das Langstrecken-Fahren sich dagegen eher in einer Nische befindet, zeigt auch der Buchmarkt. Weder über die Geschichte des seit 1891 ausgetragenen, einflussreichen Paris-Brest-Paris gibt es ein Buch, noch hat jemand eine „Anleitung“ für die besonderen Anforderungen des Langstreckenfahrens eine Publikation in deutscher Sprache vorgelegt.

Anders im englischen Sprachraum. Der Brite Simon Doughty hat erstmals bereits vor über zehn Jahren das „Long Distance Cyclists’ Handbook“ publiziert. Wie es bereits der Name „Handbuch“ verrät, behandelt Doughty das Thema sehr umfangreich und berücksichtigt zahlreiche Aspekte. Im ersten Teil „Get Ready“ stellt er Fahrräder und ihre Technik, Kleidung und Zubehör vor.  Im zweiten Kapitel „Get Set“ geht es um Ernährung, Sicherheit, Radpflege, Wetterbedingungen, Navigation usw. Der dritte und letzte Teil lautet schließlich „Go!“. Hier präsentiert der Verfasser Grundregeln des Trainings, Trainingsmethoden, Langstreckenfahrten wie die Brevets Randonneurs Mondiaux, die Psychologie langer Strecken und  herausragende Ereignisse wie das erwähnte Paris-Brest-Paris, das im bald beginnenden neuen Jahr wieder stattfinden wird.

Es liegt in der Natur der Sache eines Handbuches, dass es viele Themen und Aspekte anreißt, jedoch nicht allzu umfangreich behandeln kann. So ist es auch im vorliegenden Fall. Besonders einprägsam fand und finde ich die dargelegten sieben Grundsäulen des Trainings: Adaption, Specifity, Progression, Variation, Overload, Reversibility, Recovery. Oder anders ausgedrückt: Der Körper muss an die Belastungen angepasst werden; es sollte jeweils für die spezifische Ziele und Anforderungen trainiert werden; die Umfänge sollten kontinuierlich gesteigert, das Training aber auch variiert werden. Hin und wieder darf  man ruhig in den roten Bereich fahren (Overload), das Training darf aber nicht zu lange aussetzen, da ansonsten Fitness verloren geht. Schließlich spielt Erholung eine sehr wichtige Rolle, um die Leistungsfähigkeit zu steigern.

Die Langstrecke beruht aber gerade auch auf mentaler Stärke, worauf Simon Doughty deutlich hinweist. Meiner Meinung nach hätte der Reiz der Langstrecke noch stärker betont werden können, geht es doch nicht nur ums „Kilometer fressen“, sondern oftmals um körperliche und mentale Höhen und Tiefen, die sich gegenseitig verstärken. (Dies macht auch längere Radreisen so intensiv, wie ich finde). Das Buch kann und will selbstverständlich nicht die eigenen Erfahrungen abnehmen. Anfängern und Neulingen hilft es jedoch, die besonderen Anforderungen der Langstrecke zumindest in der Theorie kennenzulernen. Mit ein wenig Erfahrung liest sich das Buch aber immer noch gut und wird von mir auch immer wieder einmal zu Rate gezogen.

Hamburg, den 31. Dezember 2014 / Lars A.